Schuhbecks Häppchen-Auswahl ist sehr gelungen, das schon mal vorab. Ob mediterran, bayerisch, asiatisch, südamerikanisch und alles in lockerer Bufettform, das macht Spaß und hat eine gewisse Leichtigkeit. Klassisch, bayerisch, Schuhbeck! So hieß es bis vor kurzem noch auf seiner Website. Und so ist es wohl mehr als berechtigt, wenn man in Bayern eine solche Präsenz zeigt, wie er.
Eine kreative Rezeptauswahl
Nochmal: Hier geht es nicht um das Große Ganze, also nicht um opulente Menues oder Riesen Buffets. Klein, aber fein soll es sein. Das versteht Schuhbeck bestens. Nicht zuletzt wegen seiner raffinierten Gewürze aus dem eigenen Gewürzhaus, die er 1a einsetzt. Er versteht er es wie kein zweiter, den kleinen und feinen Häppchen und Apetizern eine ganz besondere Note zu verleihen.
Gemüse, Obst, Fisch, Fleisch, und diverse Nachtischkreationen umfasst das Spektrum der vielen Vorschläge, damit keine Wünsche offen bleiben.
Schmankerl, Antipasti, Mezze … hach, köstliche Vorspeisen
Wir kennen es alle aus den südlichen Ländern, wenn Platten über Platten mit immer noch mehr leckereren Kleinigkeiten aufgetischt werden. Das Auge isst wie immer mit und das gemeinsame ungezwungene Teilen am Tisch ist gesellig, harmonisch. Meist wird ganz viel erzählt, gelacht und plötzlich stellt man fest: ooops, einen Hauptgang brauchen wir jetzt auch gar nicht mehr. Meist ist alles Aufgetischte so lecker und ausreichend gewesen.
Die Stars, die ich nachgekocht habe, heißen “Gefüllte Tomaten mit Bergkäse und Spinat”, “Gebackene Zucchiniblüten mit Brezen-Käsefüllung”, “Fritto misto mit Knoblauch-Limetten-Dip”, “Möhren & Rettich süß-sauer”, “Minikflammküchlein mit Äpfeln & Kürbis”, “Bayerischer gelber Linsensalat” und “Thunfischtartar mit Limetten-Kräuter-Salat”.
And besides …
Dazu ein selbst gebackenes Focaccia, Obazder mit Kräutern, gehobelter Stravecchio (Parmesan, der mindestens 36 Monate gereift hat, besser länger), gesalzene Oliven mit Mandeln und ein phantastisch gutes Olivenöl mit Meersalz zum Dippen.
Die Vielfalt ist einfach grenzenlos und dafür liebe ich Schuhbeck. Aus seinen Gewürzangeboten ist in meiner Küche “Französischer Curry”, das “Karibische Fisch- und Scampigewürz”, das “Persische Reizgewürz” und das “Ras el Hanout” nie mehr wegzudenken.
Meine Gäste waren begeistert, genüsslich widmeten wir uns einem weinseeligen Ausklang. “Klein aber fein” wird es bald wieder geben – es ist einfach wunderbar für den lauen Sommerabend unter dem Apfelbaum!
Mein Fazit
Alfons Schuhbeck weiß, wie mans macht, wie man was vermarktet. Der Promibonus (Sternchen, FC Bayern etc etc) verflüchtigt sich bei mir allerdings immer sehr schnell. Allein sein Handwerk und seine Genusskenntnis bis ins tiefste Detail haben mich überzeugt. Der sichere Umgang mit Gewürzen und die kreative Raffinesse beim Kochen machen dieses Buch zu einem Must-Have.
Schuhbeck, ein Urgestein der deutschen Sterneküche, ein Allroundtalent mit einem Michelin-Stern bereits seit dem Jahr 1983, also seit mehr als 39 Jahren, hatte – wie bei nahezu allen Gastronomen der gehobenen Küche – einfach auch eine harte Coronazeit.
Kochbücher, Fernsehküche, eigene Kochschule, Festzelt Teatro im Advent, Gewürzhaus, diverse Cateringstationen für die Bussi-Gesellschaft Münchens bis hin zum FC Bayern, all das erfordert seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Und Kapital. Dann das, der Albtraum schlechthin: 2021 Insolvenz seines Imperiums. Die Finanzprobleme waren größer, als je gedacht. Tja, Sterneküche ist aus meiner Sicht ohnehin per sé insolvenzanfällig. So erging es vielen vielen anderen Sterneköchen auch. Schuhbeck steht nicht allein vor diesem Aus. Ich wünsche ihm, dass seine Kreativität dabei nicht verloren geht …